Zwölf Tage Yoga, inklusive Darmreinigung und acht Tage Schweigen lagen vor mir im ländlichen Stafforst Yoga Retreat Harbergen yogaimzentrum.de.
Ich war schon häufiger hier, aber noch nie so lange und noch nie mit so einer langen Schweigephase.
Fünf Frauen und fünf Männer sind mit dabei. Gleichgesinnte, in einer Altersklasse zwischen Ende 40 und fast Ende 60. Alle mit Eigenheiten, Ecken und Kanten und sehr munter und lustig. Das freut mich besonders.
Mit abnehmenden Mond geht’s mit der Darmreinigung los. Sie befreit uns, löst Blockaden und gibt Platz für Neues.
Auch der Geschmackssinn wird dadurch sehr geschärft. Mit den dazu gehörenden Yoga Übungen kommt alles in Fluß.
Ich fühle mich trotz der Anstrengung leicht und unbeschwert. Selten tauscht man sich bei der Darmreinigung mit doch vermeintlich Fremden so schnell über Tabuthemen aus, wie hier ;-).
Danach freue ich mich auf die erste richtige Mahlzeit.
Am Abend beginnt die Schweigezeit. Ich finde es anfangs anstrengend und total schade, dass ich mich mit den anderen nicht austauschen kann. Noch fange ich gern die Blicke meiner Mitschweiger auf.
Ohne lesen, schreiben, Medienkonsum habe ich das Gefühl, die Zeit steht still. Ich fange an zu stricken. Das erinnert mich an meine Jugend und macht mir viel Freude.
Tag zwei ist schon etwas leichter.
Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier. Die vielen Yoga Stunden strengen mich an. Auch daran werde ich mich gewöhnen.
Schweigen schärft alle Sinne. Die Stimmungen der anderen kommen ungefiltert an. Mimik und Gestik wird unglaublich wichtig und ist oft sehr komisch. Wie schön, dass Lachen erlaubt ist.
Die gemeinsamen Mahlzeiten sind schweigend erst total merkwürdig. Wir sind schneller fertig, aber der Geschmack und das Essen an sich wird durch die Konzentration sehr intensiv.
Zwischendrin bin ich zickig, maulig, mag nicht mehr, frage mich, warum ich das alles mache. Tue mir selbst leid. Der versprochene Energiekick lässt auch auf sich warten. Ich möchte laut schimpfen und meckern.
Plötzlich fange ich nachts an, intensiv zu träumen. Da kommen Dinge zu Tage, die ich schon längst verarbeitet glaubte.
Langsam kommt die Energie, der Kopf wird klarer, Visionen tauchen auf. Das macht mir viel Freude.
Sich schweigend kennen zu lernen hat was. Es ist anders und ich bin gespannt, ob sich meine Bilder der einzelnen ändert, wenn wir wieder sprechen können.
Die Stille muss auch ausgehalten werden. Das ist eine gute Übung. Ich entdecke das Wertvolle im Schweigen.
Die Achtsamkeit für sich selbst, andere und die Natur steigt.
Abends nach dem Essen mache ich oft einen Spaziergang mit einer Mitschweigerin. Auch das funktioniert schweigend. Das hätte ich mir vorher gar nicht vorstellen können.
Als dann nach acht Tagen das Schweigen gebrochen wurde, mochte ich erstmal gar nichts sagen. Das hielt aber nicht lange vor. Beim Essen wurde es dann laut und lustig und wir konnten uns über unsere Schweigezeit schön austauschen.
Auch wenn ich oft das Seminar Ende herbeisehnte, mich sehr auf zu Hause freute, bin ich doch sehr dankbar, dies alles kennen- und dazu gelernt zu haben.